Medikamente und Nahrungsmittel: Vorsicht Wechselwirkungen
Medikamente und Lebensmittel vertragen sich nicht immer
Über mögliche Nebenwirkungen deiner Medikamente hat dich dein Arzt oder Apotheker sicherlich im Vorfeld der Einnahme informiert. Doch was bedeutet der Begriff Nebenwirkungen überhaupt? Nebenwirkungen werden auch unerwünschte Arzneimittelwirkungen genannt. Sie treten neben dem gewünschten Effekt der Arzneimittel auf und können der Grund dafür sein, warum du ein Medikament nicht gut verträgst oder seit der Einnahme des Medikaments Veränderungen an dir festgestellt hast. Daher lohnt sich im Vorfeld der Einnahme ein Blick in den Beipackzettel. Darin kannst du wichtige Informationen über das Medikament und mögliche unerwünschte Arzneimittelwirkungen erfahren. Außerdem kannst du im Beipackzettel nachlesen, wie oft bestimmte Nebenwirkungen auftreten können und ob das Medikament Risiken beinhaltet. Wie du einen Beipackzettel richtig liest.
Neben unerwünschten Wirkungen können Medikamente auch Wechselwirkungen haben. Das sind gegenseitige, wechselseitige Beeinflussungen verschiedener Stoffe untereinander. So können zum Beispiel bestimmte Nahrungsmittel oder Einnahmegewohnheiten die Wirkung deiner Medikamente beeinflussen, sie beispielsweise abschwächen oder auch verstärken. Nimmst du mehrere Medikamente gleichzeitig ein, kann es auch zu Wechselwirkungen der verschiedenen Medikamente untereinander kommen. Wechselwirkungen können sich auf den Therapie-Erfolg deiner Medikamente auswirken.
Wenn du die optimale Wirkung deiner Medikamente erzielen möchtest, solltest daher auf Wechselwirkungen bestimmter Nahrungsmittel mit Medikamenten achten.
Johanniskraut macht „die Pille“ schwach
Johanniskraut, auch Echt-Johanniskraut oder Gewöhnliches Johanniskraut genannt, wird bereits seit der Antike als Heilpflanze und noch heutzutage häufig als pflanzliches Arzneimittel (Phytopharmakon) verwendet. Äußerlich angewendet werden Teile der Pflanze zum Beispiel bei milden Hautentzündungen. Auch als Beruhigungsmittel oder Antidepressivum zur Behandlung von leichten bis mittelschweren Depressionen findet Johanniskraut Anwendung.
Hauptwirkstoff des Johanniskrauts ist der Stoff Hyperforin. Hyperforin wirkt ähnlich wie synthetisch hergestellte Antidepressiva als sogenannter Wiederaufnahmehemmer einiger Botenstoffe wie Serotonin, Dopamin und Noradrenalin in deinem Gehirn. Botenstoffe (Transmitter) werden zwischen den Nervenzellen an den sogenannten Synapsen freigesetzt und dort nach kurzer Zeit erneut in die Nervenzellen aufgenommen. Wiederaufnahmehemmer bewirken, dass Botenstoffe länger zwischen den Nervenzellen verweilen. Sie verlangsamen die Aufnahme und machen die Botenstoffe zwischen den Nervenzellen „präsenter“. Die Botenstoffe Serotonin, Dopamin und Noradrenalin werden umgangssprachlich auch als Glückshormone bezeichnet. Johanniskraut bewirkt also eine Wiederaufnahmehemmung der Glückshormone, sodass die Glückshormone längere Zeit in der Synapse zwischen den Nervenzellen verbleiben. Auf diese Weise wirkt sich Johanniskraut positiv auf die Stimmung aus und beruhigt das Gemüt.
Vorsicht ist jedoch bei der Einnahme von Johanniskraut-Präparaten geboten. Es sind Wechselwirkungen zwischen Johanniskraut und einigen Medikamenten bekannt.
Johanniskraut ist in der Lage, die Bildung bestimmter Medikamenten-abbauender Eiweiße, sogenannter CYP-Enzyme oder auch Cytochrom P450-Enzyme, anzuregen. Johanniskraut bewirkt, dass diese Abbau-Enzyme vermehrt produziert werden. So kann Johanniskraut die Wirkung einiger Arzneimittel abschwächen:
- Johanniskraut und „die Pille“: Die „Pille“ ist ein orales Kontrazeptivum. Das bedeutet, die „Pille“ ist ein in Form von Tabletten eingenommenes Medikament zur Empfängnisverhütung. Orale Kontrazeptiva wirken sich auf deinen Hormonhaushalt aus. Sie bewirken, dass Vorbereitungen, die dein Körper für eine Schwangerschaft vornimmt, unterdrückt werden. Viele „Pillen“ verhindern also, dass eine Eizelle reift und es zum Eisprung kommt. Johanniskraut kann die Wirksamkeit deiner „Pille“ herabsetzen. Die Heilpflanze ist in der Lage, bestimmte Eiweiße (Enzyme), die mit dem Abbau der Medikamente betraut sind, zu beeinflussen. Johanniskraut regt die Leber dazu an, vermehrt Medikamenten-abbauende Enzyme zu produzieren. Die Wirksamkeit der „Pille“ kann dadurch herabgesetzt werden. Es ist also möglich, dass du trotz Einnahme der „Pille“ schwanger werden kannst, weil du parallel hochdosierte Johanniskraut-Präparate eingenommen hast.
- Johanniskraut und Cholesterinsenker: Cholesterinsenker werden eingesetzt, um zu hohe Blutfettwerte abzusenken, genauer hohe LDL-Werte. Normalwerte für LDL. Cholesterinsenker hemmen die sogenannte HMG-CoA-Reduktase. Dieses Enzym spielt in der Produktion von körpereigenem Cholesterin eine wichtige Rolle. Wird die HMG-CoA-Reduktase gehemmt, produziert dein Körper weniger eigenes Cholesterin und greift dabei auf die zu hohen LDL-Mengen im Blut zurück. Der LDL-Spiegel in deinem Blut wird gesenkt. Aber Achtung: Johanniskraut kann die Wirkung deiner Cholesterinsenker beeinflussen. Johanniskraut kann die Bildung von sogenannten Cytochrom P450-Enzymen verstärken. Das sind Medikamenten-abbauender Eiweiße. Durch die Wirkstoffe im Johanniskraut können die Cholesterinsenker also schneller abgebaut und ausgeschieden werden. Dadurch können sie ihre gewünschte Wirkung nicht mehr erzielen.
- Johanniskraut und Immunsuppressiva: Immunsuppressiva sind Medikamente, die dein Immunsystem unterdrücken. Angewendet werden sie zum Beispiel, wenn du bei einer Transplantation ein Spenderorgan erhalten hast. Damit dein Immunsystem dein neues Organ nicht abstößt, benötigst du Immunsuppressiva. Auch in der Therapie von Autoimmunerkrankungen, also Erkrankungen, bei denen sich dein Immunsystem gegen körpereigene Strukturen richtet, kommen Immunsuppressiva zum Einsatz. Durch die Wirkung des Johanniskrauts in der Leber, also der vermehrten Produktion von abbauenden CYP-Enzymen, kann der Wirkspiegel deines Immunsuppressivums gesenkt werden und womöglich der Schutz-Effekt der Medikamente vor der Abstoßungsreaktion deines Spenderorgans vermindert werden.
Johanniskraut erhöht die Konzentrationen von Glückshormonen im Gehirn, indem es die Wiederaufnahme der Botenstoffe in die Nervenzellen verlangsamt. Johanniskraut kann daher die Wirkung von Medikamenten mit ähnlichem Ansatzpunkt verstärken.
Johanniskraut und Antidepressiva: Einige Antidepressiva-Klassen, zum Beispiel sogenannte Selektive-Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), haben einen ähnlichen Wirkmechanismus wie Johanniskraut. Sie bewirken, dass Botenstoffe wie Serotonin langsamer wieder in die Zellen aufgenommen werden und machen so Glückshormone wie Serotonin und Dopamin „präsenter“. Aber Vorsicht: die gleichzeitige Einnahme der SSRI-Medikamente mit Johanniskraut kann zu einer starken Erhöhung der Serotonin-Spiegel im Gehirn und dadurch zur Vergiftung mit dem Botenstoff führen. Diese Vergiftung nennt sich Serotonin-Syndrom und macht sich durch starkes Schwitzen, eine schnelle Herzfrequenz (Tachykardie), Übelkeit, Bauchschmerzen, Zittern (Tremor), Muskelsteifigkeit (Rigor), Krampfanfälle und Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma bemerkbar.
Neben den hier genannten Wechselwirkungen sind noch weitere Wechselwirkungen zwischen Johanniskraut und anderen Medikamenten wie Asthma-Medikamenten mit dem Wirkstoff Theophyllin oder Blutverdünnern möglich. Bitte kläre vor der Einnahme unbedingt mit deinem Arzt oder Apotheker ab, ob sich durch die Einnahme des Johanniskrauts etwas an der Wirkung deiner Medikamente verändern kann und ob eine gemeinsame Einnahme möglich ist.
Achte bitte auch unbedingt darauf, eine Johanniskraut-Überdosierung und damit mögliche Nebenwirkungen der Überdosis zu vermeiden. Große Mengen Johanniskraut können eine erhöhte Lichtempfindlichkeit, einen sogenannten Hypericrismus, bedingen. Bei einer Johanniskraut-Überdosierung kann es möglicherweise passieren, dass ein Sonnenbad oder der Besuch im Solarium deiner Haut schadet und dir Hautverbrennungen zufügt. Nimmst du Johanniskraut-Präparate nach einem empfohlenen Dosierschema ein, ist das Risiko für Hautschädigungen durch eine erhöhte Lichtempfindlichkeit gering. Dennoch kann es nicht schaden, wenn du während der Einnahme deines Johanniskraut-Präparats auf einen ausreichenden UV-Lichtschutz achtest. Was du beim Sonnenbad ohnehin tun solltest.
Kaffee und Tee senken die Wirksamkeit von Antidepressiva und Eisen-Präparaten
Kaffee und Tee enthalten neben Koffein auch sogenannte Gerbstoffe. Gerbstoffe werden auch Tannine genannt. Besonders in schwarzen und grünen Teesorten und in geringen Maßen auch in Kaffee sind Tannine enthalten, die unter anderem für den leicht bitteren, herben Geschmack verantwortlich sind. Doch Gerbstoffe sind mehr als nur für den Geschmack zuständig. In der Pflanzenheilkunde (Phytotherapie) werden den Gerbstoffen entzündungshemmende, antibakterielle, antivirale, austrocknende und adstringierende, also zusammenziehende Wirkungen nachgesagt. Tannine finden Anwendung bei Magen- und Darmentzündungen, Entzündungen im Mundraum und Rachenraum und sollen die Wundheilung fördern. Tannine wirken außerdem stopfend bei Durchfall, weshalb ein altes Hausmittel durchgezogenen schwarzen Tee bei Durchfallerkrankungen empfiehlt.
Aber Achtung: Gerbstoffe können die Wirkung einiger Medikamente beeinflussen. Im Magen-Darm-Trakt können die Gerbstoffe schwerlösliche Gebilde (Komplexe) mit diversen Arzneimittel-Wirkstoffen bilden und die Wirkung der Medikamente dadurch verändern:
- Kaffee, Tee und Eisen: Wegen einer Eisen-Mangel bedingten Blutarmut (Eisenmangelanämie) hat dein Arzt dir Eisen-Tabletten verschrieben? Aber deine Transferrin-Werte, Eisen-Werte und Ferritin–Werte im Blut normalisieren sich trotzdem nicht? Vielleicht liegt das an deinen Frühstücksgewohnheiten. Trinkst du Kaffee oder Tee in geringem zeitlichen Abstand zur Einnahme deiner Eisen-Tabletten, können die Gerbstoffe in den Getränken verhindern, dass das Eisen im Darm aufgenommen wird. Gemeinsam mit den Eisen-Teilchen können die Gerbstoffe schwerlösliche Verbindungen, sogenannte Komplexe bilden. Das Eisen kann nicht aufgenommen (resorbiert) werden. Auch andere Nahrungsmittel können Einfluss auf die Eisen-Aufnahme haben. Achte daher bei der Einnahme deiner Eisen-Tabletten darauf, die Eisen-Präparate zusammen mit Leitungswasser möglichst eine Stunde vor dem Frühstück oder zwischen den Mahlzeiten einzunehmen. Zu Kaffee oder Tee solltest du einen mindestens zwei-stündigen zeitlichen Abstand einhalten, damit deine Eisenpräparate auch den gewünschten Effekt in deinem Körper erzielen können.
- Kaffee, Tee und Antidepressiva oder Neuroleptika: Antidepressiva werden eingesetzt, um depressive Verstimmungen zu behandeln. Neuroleptika finden Anwendung in der Behandlung von Psychosen und können Erregungszustände dämpfen. Sowohl Antidepressiva als auch Neuroleptika wirken auf die Botenstoff-Systeme im Gehirn. Ihre Wirkungen sind sehr komplex und treten zum Teil erst nach mehreren Wochen Einnahme-Zeit ein. Diese Arzneimittel-Gruppen erfordern Geduld und eine besonders gewissenhafte Einnahme. Gerbstoffe aus Tee und Kaffee können die Wirksamkeit von Antidepressiva und Neuroleptika senken. Im Magen-Darm-Trakt bilden die Gerbstoffe gemeinsam mit den Antidepressiva und Neuroleptika schwerlösliche Komplexe. Das erschwert die Aufnahme der Medikamente. So können die Wirkungen kurzfristig abgeschwächt und auch die längerfristige Wirksamkeit negativ beeinträchtigt werden. Nimmst du eine dieser Medikamenten-Gruppen ein, achte also auf einen zeitlichen Mindestabstand von zwei Stunden zwischen der Tabletten-Einnahme und deinem Kaffee- oder Tee-Genuss.
Wenn du ein neues Medikament verordnet bekommst und gerne Kaffee oder Tee trinkst, frage bitte deinen Arzt auch nach der Verträglichkeit der neuen Arznei mit Kaffee oder Tee.
Grapefruit behindert Blutdrucksenker
Die Grapefruit heißt auch Pampelmuse und ist die Frucht des Grapefruitbaums (Citrus paradisi). Grapefruitsaft ist reich an Vitamin C und soll unser Immunsystem stärken. Der Zitrusfrucht wird nachgesagt, dass sie die Fettverbrennung anregt und dich fit und gesund macht.
Der Verzehr von Grapefruit und die gleichzeitige Einnahme von Medikamenten sind allerdings keine gute Kombination. Denn die Inhaltsstoffe der Grapefruit nehmen Einfluss auf bestimmte Abbau-Vorgänge von Medikamenten im Körper und können so Medikamenten-Spiegel im Blut stark erhöhen:
- Grapefruit und Blutdrucksenker: Blutdrucksenker werden gegen Bluthochdruck (Arterielle Hypertonie) eingesetzt und sollen Folgeschäden der starken Belastung deines Herzens und deiner Gefäße durch den hohen Blutdruck verhindern. Vorsicht ist geboten bei der Einnahme bestimmter Blutdrucksenker zusammen mit Grapefruit oder Grapefruitsaft. Die Wirkung der Blutdrucksenker kann durch Grapefruit verstärkt werden. Betroffen sind hauptsächlich Blutdrucksenker der Wirkstoffgruppe der Kalziumantagonisten vom Nifedipin-Typ. Sie wirken entspannend auf die Muskulatur der Gefäßwände und senken so deinen Blutdruck. Grund für die Medikamenten-Wechselwirkung mit der Zitrusfrucht ist die Eigenschaft der Grapefruit, bestimmte Medikamenten-Abbauwege zu blockieren. Nimmst du Medikamente als Tabletten oder Kapseln ein, wird der Wirkstoff im Darm aufgenommen und gelangt dann in kleinsten venösen Blutgefäßen zur Pfortader (Vena portae). Anschließend zur Leber und erst danach in den arteriellen Blutkreislauf und an seinen Wirkort. Bereits im Darm und in der Leber sind Enzyme mit Abbau-Funktion aktiv. Sie bauen einen Teil des Medikamenten-Wirkstoffs direkt ab (First-Pass-Effekt) und sollen den Körper so vor Vergiftungen schützen. Die Medikamente wiederum sind an diesen Effekt angepasst. Zum Teil enthalten sie von vornherein einen größeren Wirkstoffanteil, da ein gewisser Teil bei dem First-Pass-Effekt verloren geht. Inhaltsstoffe der Grapefruit blockieren genau diese Wirkstoffabbau-Enzyme, unter anderem das Cytochrom P450 3A4-Enzym im Darm. Nimmst du also deine Medikamente zusammen mit Grapefruitsaft ein oder verzehrst dazu, unmittelbar davor oder danach eine Grapefruit, kann dies die Wirkspiegel deiner Medikamente erhöhen. Denn der Abbau-Weg der Medikamente wird durch die Grapefruit gehemmt. Die Wirkstoff-Mengen, die ins Blut gelangen, erhöhen sich dadurch. Nebenwirkungen oder Wirkungen einer Überdosierung können die Folge sein. Um diese Risiken zu umgehen, verzichte bitte während der Behandlung mit Blutdrucksenkern der Wirkstoffgruppe Kalziumantagonisten auf den Verzehr von Grapefruit. Auch die verwandten Zitrusfrüchte Pomelos können ähnlich Effekte haben.
- Die Wechselwirkungen der Grapefruit mit Medikamenten sind zahlreich. Auch auf die Wirkung von Cholesterinsenkern, sogenannten HMG-CoA-Reduktase-Hemmern, und von Immunsuppressiva (Immunabwehr-schwächenden Medikamente) und vielen weiteren Arzneistoffen hat die Grapefruit Einfluss.
- Andere Fruchtsäfte können ebenfalls Wechselwirkungen mit deinen Medikamenten eingehen. Trinkst du Apfel- oder Orangensaft während du bestimmte Blutdrucksenker von der Gruppe der Beta-Blocker oder der Renin-Hemmer sowie antiallergische Medikamente, bestimmte Antihistaminika oder H1-Blocker, einnimmst, kann der Fruchtsaft die Aufnahme der Medikamente behindern. Grund dafür ist die Eigenschaft der Säfte, bestimmte Transportsysteme zur Medikamenten-Aufnahme zu hemmen. Die Medikamente müssen zunächst aus dem Inneren des Darms in die Darmzellen und schließlich ins Blut gelangen, damit sie wirken können. Dazu enthält die Darmwand sogenannte Organische-Anionen-Transporter-Peptide (OTAP). Sie dienen sozusagen als „Schleuse“ oder „Shuttle-Bus“ und bringen die Arzneimittel-Teilchen ins Zellinnere der Darmzellen. Fruchtsäfte können diese Transportsysteme hemmen. Daher nimm bitte deine Medikamente nicht zusammen mit Fruchtsäften ein.
Hältst du einen zeitlichen Abstand von 30 bis 60 Minuten zwischen dem Genuss des Fruchtsafts und der Medikamenten-Einnahme ein, brauchst du dir in der Regel keine Sorgen mehr über eine verminderte Medikamenten-Wirkung zu machen. Am besten sprichst du deinen Arzt auf deine Dauermedikamente an und fragst ihn nach möglichen Wechselwirkungen mit Nahrungsmitteln und Getränken.
Lakritz verstärkt Nebenwirkungen von Diuretika
Lakritz wird aus der Wurzel der Echten Süßholz-Pflanze hergestellt. Der beliebten Süßigkeit werden auch heilende Wirkungen nachgesagt. In der Antike wurde Lakritz als Schleimlöser bei Erkältungskrankheiten eingesetzt. Auch bei Magenverstimmungen soll der Extrakt der Süßholz-Wurzel helfen.
Lakritz sollte aber mit Vorsicht genossen werden, denn die im Lakritz enthaltene Glycyrrhizinsäure kann Wechselwirkungen mit Medikamenten eingehen.
Lakritz und Diuretika: Diuretika sind harnfördernde Mittel. Sie fördern die Urin-Produktion in deinen Nieren und unterstützen die Ausscheidung von Urin und Flüssigkeit aus deinem Körper. Hast du Bluthochdruck, leidest an Wasser-Ansammlungen (Ödemen) oder an einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz), kann es sein, dass dein Arzt dir Diuretika verschreibt. Diuretika wirken an der Niere. Die Niere ist für die Urin-Produktion zuständig und filtert Giftstoffe und überflüssige Stoffe aus deinem Blut heraus. Aus diesem Filtrat entsteht der Urin. Der Urin wird in der Niere konzentriert und viele Mineralsalze aus dem Filtrat zurückgewonnen. Deinem Körper sollen schließlich keine kostbaren Mineralsalze über den Urin verloren gehen. Diuretika sorgen dafür, dass weniger Mineralsalze aus diesem Filtrat zurück ins Blut gelangen. Die Konzentration der Mineralsalze im Filtrat ist also hoch. Das wiederum führt dazu, dass Wasser aus dem Geweben und den Gefäßen in die Kanäle der Niere strömt, in denen große Mengen der Mineralsalze vorhanden sind. Deinem Körper werden somit überschüssige Flüssigkeit und Salze entzogen. Viele harntreibende Mittel verursachen dadurch einen mehr oder weniger geringen Verlust an Mineralsalzen, zum Beispiel von Kalium. Normalwerte von Kalium und Infos zu erniedrigten und erhöhten K-Werten.
Der Genuss von Lakritz kann den Kalium-Verlust verschlimmern und zu einem Kalium-Mangel führen. Die im Lakritz enthaltene Glycyrrhizinsäure hemmt ein wichtiges Eiweiß, genauer ein Enzym aus dem Cortison-Stoffwechsel. Das körpereigene Hormon Cortison wird in deiner Nebenniere aus der Vorstufe Cortisol hergestellt. Lakritz hemmt die Umwandlung der Vorstufe Cortisol zu Cortison. So sammelt sich im Körper die Vorstufe Cortisol an. Im Gegensatz zu Cortison verfügt die Vorstufe Cortisol über weitere Wirkungen, unter anderem Wirkungen auf die Blutdruck-Regulation und Regulation des Flüssigkeits- und Mineralsalz-Haushalts (Elektrolyt-Haushalt). Das Cortisol imitiert die Wirkung des struktur-ähnlichen, körpereigenen Hormons Aldosteron. Dadurch wird die Ausscheidung von Kalium erhöht, und vermehrt Natrium ins Blut zurückgeführt. In Kombination mit den Kalium-Verlusten, die die Einnahme der harntreibenden Mittel verursachen, kann das zu einem schweren Kalium-Mangel (Hypokaliämie) führen. Außerdem kann der Blutdruck steigen. Achte also bitte darauf, Lakritz nur in Maßen zu genießen. Auch unabhängig von der Medikamenten-Wechselwirkung kann der Verzehr großer Mengen Lakritz zu einer Störung im Kalium-Haushalt führen.
Milch hemmt Antibiotika, Osteoporose-Medikamente und Schilddrüsen-Hormone
Milch enthält viele Nährstoffe wie zum Beispiel Kalzium. Kalzium benötigst du unter anderem für deine Knochen. Ausreichende Mengen Kalzium können der Knochenkrankheit Osteoporose vorbeugen. Normalwerte für Kalzium.
Vom gleichzeitigen Verzehr von Milch und Milchprodukten mit bestimmten Medikamenten raten Experten allerdings ab. Milchprodukte können die Wirksamkeit von Antibiotika aus der Klasse der Fluorchinolone wie solche mit dem Wirkstoff Ciprofloxacin hemmen. Milchprodukte können außerdem die Wirksamkeit von Osteoporose-Medikamenten vom Bisphosphonat-Typ und die Wirksamkeit von Schulddrüsen-Hormontabletten verringern. Die Kalzium-Teilchen aus der Milch gehen im Darm chemische Verbindungen mit den Arzneimitteln ein. Sie bilden Komplexe, die dazu führen, dass die Arzneimittel schlecht ins Blut aufgenommen werden. Aufgrund ihrer Größe können die Kalzium-Medikamenten-Gebilde die Darmwand schlecht passieren. Dadurch schwächt sich ihre Wirkung ab. Folgen können eine unzureichende Therapie einer bakteriellen Infektion, eine verminderte Knochendichte und erhöhte Knochenbruch-Gefahr durch Osteoporose oder eine Schilddrüsen-Unterfunktion sein. Achte also bei der Einnahme von Antibiotika der Fluorchinolon-Gruppe und bei der Einnahme der Bisphosphonat-Osteoporose-Medikamente darauf, eine zeitlichen Mindestabstand von zwei bis drei Stunden zwischen der Milch- beziehungsweise Kalzium-haltigen Mahlzeit und der Tabletten-Einnahme einzuhalten. Die Schilddrüsen-Hormone nimmst du vermutlich täglich 30 bis 60 Minuten vor dem Frühstück ein. Dieser zeitliche Abstand genügt hierbei auch beim Genuss von Milchprodukten.
Kalziumreiche Produkte wie Milchprodukte, aber auch Orangensaft und Blattspinat können sich negativ auf die Wirkung einiger Medikamente auswirken. Daher solltest du Medikamente nicht mit einem Glas Milch zusammen einnehmen. Ob deine Medikamente von der Wechselwirkung mit Kalziumreichen Produkten betroffen sind, frage am besten bei deinem Arzt nach.
Auch kalziumreiches und magnesiumreiches Mineralwasser kann zur Wechselwirkungs-Falle werden. Kalziumreiche Wassersorten enthalten mehr als 150 mg (Milligramm, also Tausendstel-Gramm) und bis zu circa 620 mg Kalzium pro Liter Wasser. Magnesiumreiche Wassersorten enthalten mindestens 50 mg Magnesium pro Liter Wasser. Magnesium kann ebenso wie Kalzium zum Wirkverlust von Osteoporose- oder Schilddrüsen-Medikamenten durch Bildung von schwerlöslichen Komplexen und zur verminderten Medikamenten-Aufnahme führen. Am besten nimmst du deine Medikamente daher mit einem großen Glas Leitungswasser ein. Vier Tipps, damit Tabletten besser rutschen.
Vorsicht ist auch bei Müsli und Medikamenten geboten. Neben der Tatsache, dass du vermutlich Milch zum Einweichen deiner Getreide-Flocken nutzt und damit der wirkmindernde Einfluss von Kalzium eintritt, können auch die Ballaststoffe im Müsli möglicherweise die Medikamenten-Aufnahme behindern. Denn die Ballaststoffe im Müsli quellen in deinem Magen auf und können die Aufnahme der Medikamenten-Wirkstoffe behindern.
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