Tetanus: Was ist das?
Tetanus, auch Wundstarrkrampf genannt, ist eine akute schwere Infektionskrankheit, die sich durch Krämpfe und Lähmungserscheinungen bemerkbar macht. Tetanus kann unbehandelt und ohne ausreichenden Impfschutz schlimmstenfalls tödlich verlaufen. Verursacht wird der Wundstarrkrampf durch Giftstoffe (Toxine) des Bakteriums Clostridium tetani. Das Tetanus-Bakterium gelangt über Wunden, die mit infizierter Erde, Straßenstaub oder auch Kot von Pferden in Berührung kommen, in unseren Körper und vermehrt sich dort. Die Inkubationszeit, also die Zeit von der Infektion bis zum Auftreten der ersten Symptome, beträgt durchschnittlich etwa 3-21 Tage. Der einzig sichere Schutz vor Tetanus ist die vorbeugende Impfung. Denn auch eine überstandene Tetanus-Infektion bietet keinen dauerhaften Schutz. Du kannst ohne ausreichenden Impfschutz immer wieder an Tetanus erkranken.
Tetanus: Ursachen
Tetanus oder Wundstarrkrampf wird durch Gifte von Bakterien der Gattung Clostridium tetani ausgelöst. Diese bilden sogenannte Sporen. Das sind Dauerstadien, in denen der komplette Stoffwechsel zum Erliegen kommt. Die Sporen kommen im Erdreich, im Straßenstaub oder auch im Kot von Pferden, selten auch in dem von Rindern, vor und sind resistent gegen Hitze und Desinfektionsmittel. Daher können die Dauerstadien von Clostridium tetani jahrelang überdauern, wenn sie nicht dem Sonnenlicht ausgesetzt sind. Sobald günstigere Lebensbedingungen für sie vorliegen, gehen die Sporen in die aktive Form des Bakteriums über.
Gelangen die Sporen von Clostridium tetani über kleinste Hautverletzungen sowie Schnitt-, Riss-, Biss- oder Schürfwunden, offene Ekzeme, Verbrennungswunden, Verletzungen von Holzsplittern, Nägel, Dornen in den menschlichen Körper, kommt ihr Stoffwechsel wieder in Gang und die Tetanus-Bakterien vermehren sich im infizierten Wundbereich. Aber auch schlecht heilende Wunden, zum Beispiel bei Diabetikern, bieten den Bakterien eine willkommene Eindringstelle.
Tetanus-Bakterien bilden zwei Giftstoffe
Im Wundbereich produziert Clostridium tetani die Giftstoffe Tetanolysin und Tetanospasmin. Tetanospasmin ist verantwortlich für die typischen Tetanus Symptome. Es blockiert im Gehirn und im Rückenmark die Signalübertragung an den Nervenzellen, indem es sich an sie bindet. Ist Tetanospasmin einmal an die Nervenzellen angedockt, kann es nicht mehr entfernt werden.
Tetanolysin zerstört die Zellmembran der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und löst diese auf. Dadurch tritt der rote Blutfarbstoff (Hämoglobin) ins Blutplasma über. Außerdem zerstört Tetanolysin Herzmuskelzellen und schädigt den Herzmuskel (Myokard). Die Folge: Herzinsuffizienz und/oder Herzrhythmusstörungen.
Tetanus: Häufige Fragen
Welche Wunden sind für Tetanus-Bakterien besonders anfällig?
Das Tetanus-Bakterium Clostridium tetani ist ein sogenanntes anaerobes Bakterium. Das heißt, es benötigt zum Leben und für seinen Stoffwechsel keinen Sauerstoff. Besonders anfällig für eine Infektion mit Tetanus-Bakterien sind daher tiefe Wunden, in denen sich Clostridium tetani unter Luftabschluss vermehren können und ihre Gifte freisetzen können.
Welche Arten von Tetanus gibt es?
Von Tetanus gibt es verschiedene Formen und Ausprägungen. Sie unterscheiden sich vor allem durch die Körperbereiche, in denen die für den Wundstarrkrampf typischen Muskelkrämpfe auftreten.
- Generalisierter Tetanus: Das ist die häufigste Form von Tetanus in Mitteleuropa. Bei dieser Form des Wundstarrkrampfes wird die gesamte Muskulatur von Krämpfen geplagt. Sind auch die Muskeln im Übergang vom Rachen zur Speiseröhre und im Kehlkopf betroffen, kann es zu Schluckstörungen oder einer Verengung der Stimmritze kommen. Krämpfe des Kehlkopfes und der Brustmuskulatur können so stark sein, dass sie zum Erstickungstod führen können. Verkrampfen sich gleichzeitig Muskeln am Rumpf, die den Körper beugen und strecken, können sogar Knochen oder Wirbelkörper brechen. Darüber hinaus können im weiteren Verlauf Atemprobleme auftreten: Die Atemwege können sich verengen, Lungenbläschen zusammenfallen und Flüssigkeit kann sich anstauen oder die Lunge kann sich entzünden.
- Neonataler Tetanus: Diese Form von Tetanus kommt nur bei Neugeborenen vor und fast nur in Ländern mit unzureichender medizinischer Versorgung. Dass Neugeborene an neonatalem Tetanus erkranken liegt hauptsächlich daran, dass die Nabelschnur bei der Geburt nicht steril abgebunden wurde und dass die Mütter keinen ausreichenden Impfschutz haben. Die Tetanus-Infektion tritt in der Regel in den ersten zwei Wochen nach der Geburt auf. Durch die starken Muskelkrämpfe werden die Säuglinge dann so geschwächt, dass sie nicht mehr genug Kraft haben zu trinken.
- Lokaler Tetanus: Hier tritt die verkrampfte Muskulatur nur in einer Körperregion auf. Zu dieser Form von Tetanus kommt es dann, wenn die letzte Tetanus-Impfung schon lange zurück liegt und nur noch teilweise Schutz bietet. Ein lokaler Tetanus verläuft in der Regel milder als der generalisierte Tetanus.
- Zephaler Tetanus: Hierbei handelt es sich um eine Sonderform des Tetanus. Sie kann nach einer Verletzung am Kopf, im Gesicht oder im Nacken auftreten.
- Puerperaler Tetanus: Puerperium ist lateinisch und bedeutet Wochenbett. Diese Form von Tetanus geht von einer infizierten Gebärmutter aus und betrifft Mütter nach der Geburt und nach Fehlgeburten.
- Postoperativer Tetanus: Dieser Tetanus ist die Folge einer infizierten Operationswunde. Er kann nach chirurgischen Eingriffen auftreten.
Wie lange dauert es, bis sich bei Tetanus die ersten Symptome zeigen?
Die Inkubationszeit, also die Zeit von der Infektion bis zum Auftreten der ersten Symptome, beträgt bei Tetanus in der Regel drei Tage bis drei Wochen. Manchmal kann es aber auch bis zu einem Monat dauern, bis sich die ersten Anzeichen bemerkbar machen. Wenn die Menge an bakteriellem Giftstoff (Toxin) im Körper sehr hoch ist, sind auch kürzere Inkubationszeiten möglich.
Ist Tetanus ansteckend?
Tetanus ist zwar eine Infektionskrankheit, aber nicht ansteckend. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist nicht möglich.
Genügt es, wenn du dich erst nach einer Verletzung impfen lässt?
Die Ständige Impfkommission (STIKO) rät, mit der Impfung gegen Tetanus nicht zu warten bis der Ernstfall eingetreten ist. Denn im Fall einer Infektion mit Tetanus-Bakterien kommt die aktive Impfung schon zu spät. Unser Körper braucht eine gewisse Zeit, um Antikörper gegen das Bakteriengift zu bilden. Im Fall einer Verletzung verabreicht der Arzt Ungeimpften daher eine aktive und eine passive Impfung, damit Antikörper gleich vorhanden sind. Die Wirksamkeit dieser „Notfall“-Impfungen hängt jedoch stark vom Zeitabstand nach der Infektion ab. Generell gilt die Regel: je früher nach einer Verletzung geimpft wird, desto besser. Lies mehr über die Tetanus-Impfung, deren Auffrischtermine sowie Grundimmunisierung und Kombinationsimpfungen.
Welcher Arzt kann bei Tetanus helfen?
Dein Hausarzt ist für Tetanus-Impfungen und Wundversorgung der erste Ansprechpartner. Aber auch folgende Ärzte können dir und/oder deinen Kindern bei Impfungen und Fragen zu Tetanus weiterhelfen:
- Facharzt für Allgemeinmedizin (Allgemeinmediziner)
- Facharzt für Innere Medizin (Internist)
- Facharzt für Innere Medizin und Allgemeinmedizin
- Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin (Kinderarzt)
Tetanus: Symptome
Das typische Symptom von Tetanus oder Wundstarrkrampf sind Muskelkrämpfe. Da auch die Atemmuskulatur betroffen sein kann, droht schlimmstenfalls Erstickungstod. Weitere Tetanus-Symptome sind:
- Kopfschmerzen: Sie treten häufig als erstes und relativ kurz nach der Infektion auf.
- Krämpfe in der Nacken-, Rücken- und Bauchmuskulatur.
- Verstopfung und Unfähigkeit zu urinieren. Gründe dafür sind Verkrampfungen der Blasen- und Darmmuskeln.
- Grinsender, starrer Gesichtsausdruck. Dieses sogenannte Teufelslächeln entsteht durch einen Krampf der Kiefer- und Zungenmuskulatur.
- Durch die verkrampfte Kiefermuskulatur ist es schwierig oder unmöglich, den Mund zu öffnen. Dieser sogenannte tonische Krampf der Kaumuskulatur des Unterkiefers wird als Trismus bezeichnet.
- Bei generalisiertem Tetanus beginnen die Symptome häufig mit erhöhter Körpertemperatur. Der Körper ist durch schwere Krämpfe der Streckmuskulatur des Halses sowie des Rückens nach innen geneigt. Eine Beteiligung des sympathischen Nervensystems zeigt sich in Form von Blutdruckschwankungen, Durchblutungsstörungen und Schweißausbrüchen.
Mögliche Folgeerkrankungen von Tetanus
- Herzrhythmusstörungen.
- Entzündung der oberflächlichen Venen.
- vollständiger oder teilweiser Verschluss eines Gefäßes durch ein Blutgerinnsel (Thrombose).
- Verschluss von Lungengefäßen (Lungenembolie).
- Lungenentzündung.
- Schluckbeschwerden.
- Darmverschluss.
- Knochenbrüche.
- Muskelrisse.
Tetanus: Diagnose
Da im Labor die Anzucht des bakteriellen Erregers Clostridium tetani sehr schwierig ist, erfolgt die Diagnose von Tetanus in der Regel anhand der typischen Symptome, die bei Wundstarrkrampf auftreten.
Eine Prüfung auf ausreichende Mengen an schützenden Antikörpern nach der Tetanus-Impfung ist durch ein labordiagnostisches Verfahren namens ELISA möglich. ELISA ist die Abkürzung für enzyme-linked immunosorbent assay. Bei diesem Verfahren werden einzelne Proteine nachgewiesen. Dabei werden die Mechanismen unseres Immunsystems genutzt. Wird eine Substanz von unserem Immunsystem als fremd erkannt, bildet es Antikörper, die an das fremde Molekül andocken und es somit markieren.
Diese Reaktion wird Antikörper-Antigen-Reaktion genannt und für den ELISA-Test verwendet. Soll ein bestimmtes Protein nachgewiesen werden, müssen allerdings die dazu passenden Antikörper bekannt sein und zuvor mit verschiedenen gentechnischen oder zellbiologischen Verfahren hergestellt worden sein. Ist dann in einer Probe das gesuchte Protein vorhanden, fischen es die auf ein Trägermedium aufgebrachten Antikörper heraus. Dabei wird eine von Enzymen gesteuerte Reaktion ausgelöst, die zu einem sichtbaren Farbniederschlag führt.
Tetanus: Therapie
Dein Arzt wird dich bei größeren oder kleineren Verletzungen immer fragen, ob du schon gegen Tetanus geimpft bist und ob du regelmäßig Auffrischungsimpfungen erhalten hast. Wenn das der Fall ist, ist die Gefahr an Wundstarrkrampf zu erkranken, recht unwahrscheinlich.
Wenn du nicht mehr weißt, wann du das letzte Mal gegen Tetanus geimpft worden bist, aber eine Grundimmunisierung im Kindes- und Jugendalter durchgeführt wurde, bekommst du wahrscheinlich eine aktive und passive Impfung.
Weiterhin wird versucht, das im Körper zirkulierende Tetanus-Toxin zu neutralisieren, bevor es sich an die Nervenzellen binden kann.
Tetanus Immunglobulin fängt freies Gift ab
Wenn die bakteriellen Gifte noch frei im Körper zirkulieren und somit nicht an Nervenzellen gebunden sind, können sie noch entfernt werden. Dazu wird dir vom Arzt ein Tetanus-Immunglobulin in die Gesäßmuskulatur und in die Wundränder gespritzt. Das Mittel besteht aus menschlichen Antikörpern, die gegen das Tetanus-Toxin gerichtet sind. Antikörper sind wichtige Eiweißstoffe des Körpers, die eingedrungene Erreger angreifen und unschädlich machen können. Sie verbinden sich dazu an ihrem einen Ende mit dem zu bekämpfenden Fremdkörper. Mit dem anderen Ende lagern sie sich an andere körpereigene Zellen an, die dann den eingedrungenen Fremdkörper unschädlich machen können.
Wundreinigung ist bei Tetanus sehr wichtig
Eine gründliche Wundreinigung, bei der Verunreinigungen und Fremdkörper vom Arzt entfernt werden, ist sehr wichtig. Da abgestorbenes Gewebe, in dem der Sauerstoff verbraucht ist, optimale Wachstumsbedingungen für die Tetanus-Bakterien bildet, wird abgestorbenes Gewebe um die Wunde in der Regel chirurgisch entfernt.
Antibiotika bei Tetanus
Um die Tetanus verursachenden Bakterien abzutöten, wird in der Regel ein Antibiotikum verabreicht. Die Behandlung von Tetanus mit Antibiotika verringert allerdings nicht die schon im Körper zirkulierenden Giftstoffe. Antibiotika wirken nur gegen Bakterien, stoppen ihre Vermehrung und sorgen somit für eine verringerte Ausbreitung des Erregers. Und wo kein Bakterium ist, kann auch kein Toxin freigesetzt werden. Durch die Abbauprodukte mancher Wirkstoffe der Antibiotika kann sich dein Urin dunkel färben. Das ist aber völlig normal. Frag deinen Arzt, wenn du dir unsicher bist.
Mit Intensivtherapie Leben retten
Ist der Ernstfall eingetreten und zeigen sich bereits die ersten Symptome einer Tetanus-Erkrankung, wird in der Regel eine sofortige Intensivtherapie eingeleitet. Es gilt die Lebensfunktionen zu erhalten, die Muskeln zu entspannen und den Erstickungstod durch die gelähmte Atemmuskulatur zu verhindern. Dazu kann ein Luftröhrenschnitt nötig sein und eine künstliche Beatmung. Beim Luftröhrenschnitt entsteht eine Verbindung zwischen der Luftröhre und dem äußeren Luftraum. Durch diesen operativen Eingriff besteht allerdings die Gefahr einer Wundinfektion mit anderen Keimen und die Gefahr einer Narbenbildung.
Tetanus vorbeugen
Trotz intensivmedizinischer Behandlung können Betroffene, bei denen kein ausreichender Impfschutz vorhanden ist, an Tetanus sterben. Der Wundstarrkrampf hinterlässt keine Immunität, kann also nach überstandener Erkrankung immer wieder auftreten – sofern keine Impfung erfolgte.
Der beste Schutz gegen Tetanus ist eine Tetanus-Impfung. Nach der Grundimmunisierung im Kindesalter (erstmalig nach Vollendung des zweiten Lebensmonats als Kombinationsimpfung mit Diphtherie und Keuchhusten) sollten Erwachsene laut STIKO alle 10 Jahre eine Auffrischungsimpfung gegen Tetanus erhalten.
Wenn du allerdings nicht mehr weißt, wann du zuletzt gegen Tetanus geimpft worden bist oder wenn dein Impfpass Lücken aufweist, dann kann dein Arzt gegebenenfalls eine Blutuntersuchung durchführen lassen. Im Labor kann der sogenannte Tetanus-Impftiter bestimmt werden. Dieser zeigt an, ob dein Blut genug Antikörper gegen das Tetanus verursachende Bakterium Clostridium tetani aufweist.
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