Hallux valgus: Was ist das?
Beim Hallux valgus, auch Hallux oder Ballenzehe genannt, weicht deine Großzehe zunehmend nach außen in Richtung der anderen Zehen ab. Dadurch kommt es an der Innenseite deines Fußes zu einer Vorwölbung des Großzehengrundgelenks, was dann als Verdickung (Ballen) an der Fußseite deutlich zu sehen ist. Die Ballenzehe kann an einem Fuß oder an beiden Füßen vorkommen. Durch den Hallux kommt es zur Reibung in deinen Schuhen. Dadurch können schmerzhafte Entzündungen und Schwellungen an deinem Fuß entstehen. Dein Großzehengrundgelenk wird beim Hallux außerdem stark überlastet und kann als Folge eine schmerzhafte Großzehenarthrose (Hallux rigidus) entwickeln. Dein schiefer großer Zeh verdrängt zudem die kleineren Nachbarzehen, die nach oben oder nach unten ausweichen müssen. Dadurch entstehen sogenannte „Krallenzehen“.
Weiterhin müssen beim Hallux deine kleinen Zehen den natürlichen Abrollvorgang übernehmen, der normalerweise beim gesunden Gang über die Großzehe hinweg geschieht. Deine kleinen Zehen werden dadurch überlastet und können in der Folge ebenfalls schmerzhaft verformt werden.
Frauen haben es öfter mit einem Hallux zu tun als Männer. Grund dafür ist das Schuhwerk der Damen, das den Füßen nicht genug Platz lässt und den vorderen Fuß beim Gehen zu stark belastet. Zur Behandlung des Hallux valgus sowie zur Linderung der Schmerzen gibt es zahlreiche Verfahren. In den meisten Fällen kann nur eine Operation Abhilfe schaffen.
Hallux: Ursachen
Schuhe mit hohen Absätzen und schmal zulaufenden Spitzen sind die Hauptverursacher des Hallux valgus. Denn dieses Schuhwerk lässt deinen Fuß nach vorne rutschen und belastet beim Gehen deinen Vorfuß. Voraussetzung für die Entstehung eines Hallux ist allerdings, dass diese engen und hochhackigen Schuhe über Jahre hinweg ständig von dir getragen werden. Mal ein Abend oder ein Wochenende in High Heels verursachen dagegen noch keinen Hallux.
Auch wenn du einen Spreizfuß hast, kann das die Entstehung eines Hallux begünstigen. Ein gesunder Fuß hat ein sogenanntes Längsgewölbe, das sich an der Innenseite des Fußes erhebt und ein Quergewölbe, das sich unter den Mittelfußknochen befindet. Durch dein Quergewölbe werden die Belastungen deines Fußes gegen den Untergrund gedämpft und abgefedert. Flacht das Quergewölbe ab, kommt es zur Aufspreizung des Mittelfußknochens und zu einer Verbreiterung deines Vorfußes. Dieser sogenannte Spreizfuß braucht dann mehr Platz in deinem Schuh. Bekommt er die auf Dauer nicht, kann sich ein Hallux entwickeln.
Erbliche Faktoren und Bindegewebsschwäche können bei der Entstehung eines Hallux valgus ebenfalls eine Rolle spielen. Ein eindeutiger Erbgang ist für den Hallux allerdings noch nicht wissenschaftlich geklärt, eine familiäre Häufung wurde aber beobachtet.
Hallux: Symptome
Die Beschwerden bei einer Ballenzehe (Hallux valgus) sind individuell verschieden und hängen auch nicht immer vom Ausmaß der Zehenfehlstellung ab. Manche Menschen mit Hallux spüren trotz des Ballens keine Schmerzen, anderen tut beim Laufen, vor allem in engen Schuhen, ständig alles weh. Dein Großzehenballen ist beim Hallux sehr gut als Vorwölbung sichtbar, er kann gerötet sein und hat meistens Schwielen.
Bei ausgeprägtem Hallux ragt dein großer Zeh über deine zweite Zehe oder schiebt sich darunter. Es kann zur Bildung von Geschwüren auf deiner Haut kommen. Dadurch dass der Hallux dein Fußskelett verändert, kann es auch zu Deformierungen deiner anderen Zehen kommen. Schmerzen an deinem Fußrücken und in den Zehenzwischenräumen können ebenfalls auftreten.
Welcher Arzt hilft bei Ballenzehen?
Ein Orthopäde bzw. ein Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie wird dir bei einem Hallux mit Rat und Tat zur Seite stehen. Gegebenenfalls wird er dich zur Mit- und Weiterbehandlung an ein spezialisiertes Zentrum oder in die Abteilung für Hand- und Fußchirurgie einer Klinik überweisen.
Hallux: Diagnose
Nach einem ausführlichen Gespräch (Anamnese) wird der Orthopäde deine Füße untersuchen. Dabei kann er den Hallux valgus schon auf den ersten Blick erkennen. Denn beim Hallux ist dein Vorfuß deutlich verbreitert und der Großzehenballen ist stark ausgeprägt. Der Orthopäde kann außerdem einen Druckschmerz feststellen sowie eine Entzündung.
Um eine Arthrose des Großzehengrundgelenks (Hallux rigidus) zweifelsfrei diagnostizieren zu können, wird ein Röntgenbild deines Fußes angefertigt. Als klassisches Zeichen einer Arthrose ist auf dem Röntgenbild ein verschmälerter Gelenkspalt sichtbar. Dein Knochen ist zudem im Bereich des Knorpelschadens verdickt. In schweren Fällen finden sich Zysten in den Gelenkflächen sowie knöcherne Randwülste im Gelenkbereich.
Hallux: Therapie
Nicht jeder Hallux muss operiert werden. Die Behandlung der Ballenzehe richtet sich nach deinen Beschwerden und nach dem Ausmaß deiner Fußdeformierung. Es gibt Patientinnen, bei denen der große Zeh in einem Winkel von über 70 Grad über den anderen Zehen steht, und die Frauen haben trotzdem keine Schmerzen. In solchen Fällen raten viele Orthopäden von einer Hallux-Operation aus rein kosmetischen Gründen ab. Denn es kann nicht ausgeschlossen werden, dass anschließend Schmerzen auftreten, die vorher nicht vorhanden waren. In der Regel wird bei einem Hallux zunächst versucht, die durch die Ballenzehe verursachten Beschwerden durch konservative Therapiemaßnahmen zu beheben.
Konservative Therapiemaßnahmen des Hallux
Der erste Blick bei der Therapie eines Hallux sollte auf dein Schuhwerk fallen. Auch wenn es schwer für dich ist: deine High Heels sollten in den Schrank verbannt werden. Jetzt ist erst einmal bequemes Schuhwerk angesagt. Bei einem Hallux solltest du auf Schuhe mit einem weiten Vorfußbereich achten. In einem Orthopädieschuh-Fachgeschäft können diese Schuhe außerdem noch mit Polstern und/oder Filzringen zur Entlastung von Druckstellen sowie mit Abstützungen für den Vorfuß ausgestattet werden.
Physiotherapie kann bei einem Hallux deine Fußmuskulatur kräftigen und deinen Fuß insgesamt stabilisieren. Fußgymnastik kann, auch nach einer Hallux Operation, den Heilungserfolg unterstützen. Barfußlaufen ist ebenfalls eine Wohltat für deine Füße. Durch die gewonnene Bewegungsfreiheit und den direkten Bodenkontakt werden deine Füße gekräftigt.
Schienen oder Nachtlagerungsschienen dienen bei der Therapie des Hallux zur Stellungskorrektur deiner Großzehe. Die Schienen (Orthesen) werden meist nachts getragen und sollen dein Großzehengelenk wieder in seine normale Lage bringen. Doch beachte: Fußschienen sind bei einem fortgeschrittenen Hallux nicht in der Lage, die vorhandenen starken Veränderungen an Knochen, Gelenkkapsel und Sehnen dauerhaft zu korrigieren.
Schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente können die Schmerzen bei einem Hallux oftmals vorübergehend lindern. Den Hallux selbst können sie aber nicht verschwinden lassen.
Operationen bei Hallux valgus
Wenn deine Ballenzehe mit konservativen Therapiemaßnahmen nicht mehr in den Griff zu bekommen ist, kann eine Hallux-Operation notwendig werden. Ziel der Hallux-Operation ist, das von Arthrose bedrohte Großzehengrundgelenk zu erhalten und die Fehlstellung, die durch die schief gewordene Knochenachse hervorgerufen wurde, zu korrigieren.
Auch der Zug der Sehnen und Muskeln, die deinen deformierten Großzeh bei jedem Schritt zur Seite ziehen, kann durch eine Hallux-Operation wieder normalisiert werden.
Operative Eingriffe bei Hallux sind beispielsweise:
- Abmeißelung von Knochenüberschüssen (Exostosen, „Überbein“)
- Knochendurchtrennung und Einfügen eines Knochenkeils (Umstellungsosteotomie)
- Verlagerung, Verlängerung und Durchtrennung von Sehnen
- Gelenkversteifung (Arthrodese) bei Großzehenarthrose
Welche OP-Methode für deine Hallux-Beschwerden die richtige ist, wird dein Arzt entscheiden. Bei beidseitigem Hallux wird in der Regel erst ein Fuß operiert und nach erfolgreicher Abheilung (frühestens nach drei Monaten) der zweite Fuß.
Bei sogenannten Umstellungsoperationen des 1. Mittelfußknochens wird dieser unter Vollnarkose durchtrennt und in korrigierter Stellung wieder befestigt. Das macht einen stationären Aufenthalt in einer Klinik notwendig. Anschließend bist du in der Regel – je nach den Belastungen an deinem Arbeitsplatz – sechs bis acht Wochen arbeitsunfähig und musst den Fuß ständig hochlegen.
Bei der minimalinvasiven Hallux Operation sind Schrauben zur Knochenfixierung und Nachoperationen nicht nötig. Bei dieser Hallux Operation werden nur zwei kleine Schnitte gesetzt. Der erste dient zur Aufrichtung deines schräg stehenden Knochens mit einer Fräse. Der zweite Schnitt öffnet die bei einem Hallux verkürzte Gelenkkapsel und weitet diese. Dadurch kann die Gelenkkapsel der wieder normal ausgerichteten Großzehe den erforderlichen Bewegungsraum geben.
Bei leichten bis mittelschweren Formen eines Hallux valgus, bei der die Abweichung des Großzehengrundgelenks weniger als 17° beträgt, kommt oft die sogenannte Chevron Osteotomie zum Einsatz. Hierbei werden deine durch die Hallux Fehlstellung geschrumpften Bänder und die Gelenkkapsel gelöst, dann wird das hervorstehende „Überbein“ mit einer Säge abgetragen, der erste wird Mittelfußknochen durchtrennt und in der gewünschten Form ausgerichtet. Anschließend wird dein Zehenknochen mit einer Titanschraube fixiert und die Gelenkkapsel gestrafft. Die Titanschrauben können in deinem Fuß verbleiben. Verursachen sie jedoch Beschwerden, dann werden sie in der Regel nach etwa drei Monaten ambulant entfernt.
Beträgt deine Zehenfehlstellung beim Hallux 40° und mehr, dann wird häufig die sogenannte Scarf Osteotomie angewandt. Bei dieser Hallux-Operation wird aus deinem ersten Mittelfußknochen seitlich ein Keil hinausgeschnitten. Der gelenktragende Teil deiner großen Zehe (Mittelfußköpfchen) wird nach außen verschoben und in den richtigen Winkel gebracht. Da diese Verschiebung eine Spannung in den Sehnen verursacht, die deine Großzehe zur Mitte hin ziehen, müssen diese Sehnen ebenfalls verlagert werden. Der ausgerichtete Knochen wird mit Titanschrauben fixiert. Die Schrauben verbleiben in deinem Fuß, wenn sie keine Beschwerden verursachen. Ansonsten werden sie wieder entfernt.
Bei der Hallux-OP-Methode nach Dr. Stoffella kann der Eingriff ambulant unter Vollnarkose durchgeführt werden. Bei dieser Hallux-Operation wird dein 1. Mittelfußknochen durchtrennt, und ein spezielles bewegliches Metallimplantat eingesetzt, das eine sofortige Belastung des Fußes möglich macht. Diese sofortige Belastung baut einen Druck auf, den dein durchtrennter Knochen braucht, um wieder richtig zusammen zu wachsen. Die bewegliche Spange wirkt wie ein Zuggurt, der deine Knochenfragmente beim Laufen in die richtige Richtung zusammenzieht. Dadurch wird die Bildung des sogenannten Knochenkeimgewebes angeregt.
Jeder deiner Knochen ist von einer Knochenhaut umgeben, die viele neue Knochenzellen in Reserve hat. Aus diesen Zellen bildet sich eine Art Brücke (das sogenannte Knochenkeimgewebe oder Kallus) zwischen den Enden der Knochenstücke. Aus dem Knochenkeimgewebe entsteht so innerhalb von einer Woche ein neues Stück Knochen. Das Keimgewebe ist zunächst allerdings noch weich. Erst nach sechs bis zwölf Wochen ist es so fest geworden, dass der Knochen richtig zusammengewachsen ist. Nach etwa zehn bis zwölf Wochen ist bei der Hallux-OP-Methode nach Dr. Stoffella eine weitere kleine Operation nötig, bei der die Metallspange wieder entfernt wird.
Hat sich bereits eine Arthrose ausgebildet oder liegen sehr große Zehen-Fehlstellungen vor, wird als Hallux-Operation häufig die sogenannte Lapidus-Arthrodese eingesetzt. Hierbei wird dein Gelenk zwischen Mittelfußknochen und Fußwurzel versteift. Bei der Lapidus-Arthrodese werden der gelenktragende Teil deiner großen Zehe (Mittelfußköpfchen) und die Basis deines Großzehengrundgelenks abgetragen. Die beiden Knochenfragmente werden dann mit Schrauben oder einer sogenannten Lapidus-Platte fixiert. Zusätzlich muss, wie bei jeder Hallux valgus Korrektur eine Rekonstruktion der Gelenkkapsel und der gelenknahen Sehne um das Großzehengrundgelenk vorgenommen werden.
Bei jeder Art von Hallux-Operation ist eine konsequente Nachsorge Voraussetzung für einen guten Heilungserfolg. Nach der Entlassung aus der Klinik oder Praxis sollte bei dir unbedingt jemand zu Hause sein, der sich um dich kümmert. Denn trotz Medikamenten sind die ersten Tage nach einer Hallux Operation sehr schmerzhaft und der betroffene Fuß ist stark geschwollen. Weite und bequeme Schuhe sollten für dich nun zum Alltag gehören.
Hallux vorbeugen
Da die Ballenzehe hauptsächlich durch falsches Schuhwerk verursacht wird, setzen die meisten Tipps zur Vorbeugung des Hallux hier an:
- Trage nicht ständig High Heels, sondern auch mal bequeme Schuhe, bei denen deine Zehen nach vorne und seitlich genug Platz haben.
- Mute deinen Kindern während der Wachstumsphase keine hohen Absätze zu.
- Laufe viel barfuß, das ist gut für deine Fußgesundheit.
- Sobald du undefinierbare Schmerzen in den Füßen hast, solltest du diese von einem Orthopäden untersuchen lassen.
Hallux: Heilungschancen
Der Hallux schreitet in der Regel unbehandelt recht langsam voran. Wird die Diagnose rechtzeitig gestellt, kann der Verlauf mit konservativen Maßnahmen häufig gebremst werden. Schreitet der Hallux dagegen weiter voran, wird es immer schwerer, die zunehmende Versteifung und Fehlstellung deiner benachbarten Zehen zu beheben. Wird dein Hallux valgus nicht behandelt, kann es außerdem langfristig zur Arthrose des Großzehengrundgelenks (Hallux rigidus) kommen, manchmal sogar zum Verlust des Großzehengrundgelenks.
Eine Operation des Hallux ermöglicht dir in der Regel nach ein paar Wochen wieder ein schmerzfreies Gehen. Intensive Belastungen wie beim Sport sind allerdings erst nach einiger Zeit möglich. Sprich mit deinem Orthopäden oder Fußchirurgen, wann du mit welchem Schuhwerk wieder aktiv werden kannst. Auf das ständige Tragen von High Heels und spitz zulaufenden Schuhe solltest du nach der Hallux Operation aber nach Möglichkeit verzichten. Sonst könnte sich dein Zehengewölbe erneut verschieben und sich nach einigen Jahren wieder ein Hallux ausbilden. Versuche im Alltag auf Schuhe mit viel Freiraum für deine Zehen umzustellen und lass dich in einem Schuhfachgeschäft oder Orthopädieschuh-Fachgeschäft beraten.
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